Wie teuer ist die Hinzuverdienstgrenze für Deutschland?
Die Einkommensanrechnung bei den Hinterbliebenenrenten soll Milliarden bei der Auszahlung von Witwen- und Witwerrenten einsparen. Die Hinzuverdienstgrenze wurde im Jahr 1986 eingeführt, um die damals neuen Witwerrenten (für Männer) besser finanzieren zu können. Angeblich spart die Einkommensanrechnung über 5 Milliarden Euro jährlich, so Max Straubinger MDL von der CDU/CSU. Aber was kostet die Hinzuverdienstgrenze Deutschland jedes Jahr? Was kosten die Arbeitsplätze bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV), was kosten die verlorenen Steuereinnahmen und welche Kosten müssen wir noch berücksichtigen? Was weder die Politik noch die sonst so gut strukturierte DRV weiß, hat ChatGPT uns vorgerechnet!

Abschaffung der Witwenrente oder der Hinzuverdienstgrenze?
In der Politik und auch in der Gesellschaft gibt es große Gruppen, die die Witwenrente am liebsten ganz abschaffen würden. Angeblich ist sie zu teuer und außerdem sei sie nicht selbst erwirtschaftet. Witwen würden sich an der Arbeit ihrer verstorbenen Männer bereichern, so die Meinung. Dass die Hinzuverdienstgrenze die gemeinsam erwirtschaftete Versicherungsleistung Witwenrente schnell kürzt und eigene Leistung dadurch nicht mehr wirtschaftlich ist, wissen wohl nur die Wenigsten.
Ich persönlich fordere nicht die Abschaffung der Witwenrente, sondern die Abschaffung der Hinzuverdienstgrenze. In einem Antrag vom 27.04.2023 hat die AfD die Anhebung der Hinzuverdienstgrenze gefordert. Der Antrag wurde am 19.10.2023 im Bundestag besprochen und abgelehnt. Das interessante sind aber die Zahlen: Max Straubinger sagt, dass eine Anhebung der Hinzuverdienstgrenze Deutschland 5 Milliarden Euro koste und dass der Rentenbeitrag für alle Versicherten dann um 0,4 % angehoben werden müsse. Wo auch immer diese Zahlen herkommen – Herr Staubinger hat in hetzerischer Weise gegen die Witwenrente ganz „vergessen“, die Einnahmenseite dieses Szenarios zu berücksichtigen. Welche Mehr-Einnahmen gibt es also für Deutschland, wenn die Hinzuverdienstgrenze gänzlich abgeschafft würde? ChatGPT weiß es und ich zeige es Euch hier!
1. Bürokratiekosten der Hinzuverdienstgrenze
Angesichts von 5,2 Millionen Empfängern von Hinterbliebenenrenten würden für die Deutsche Rentenversicherung hohe Bürokratiekosten entfallen, wenn hier nicht mehr jährlich 5,2 Millionen Einkommensprüfungen erledigt werden müssten:
- Personalkosten: 455 Stellen (á 75.000 EUR) = 34,1 Mio. EUR => hochgerechnet auf 5,2 Mio. Fälle: 177 Mio. EUR
- Bürokosten (IT, Miete etc.): 6.000 EUR pro Stelle => 14 Mio. EUR
- Porto/Papier/Druck: 3,20 EUR pro Fall => 16,6 Mio. EUR
=> Gesamtkosten: 207 Mio. EUR Bürokratiekosten
2. Steuerausfall durch verminderte Erwerbstätigkeit
Würde die Hinzuverdienstgrenze nicht nur angehoben, sondern gänzlich abgeschafft, könnten 1,3 Millionen Betroffene, die noch im erwerbsfähigen Alter sind, deutlich mehr arbeiten. Das ist ChatGPTs – konservativ gerechnete! – Antwort:
- 1,3 Mio. Personen könnten jährlich ca. 10.000 EUR mehr verdienen = 13 Mrd. EUR
- Durchschnittlicher Steuersatz: 20 %
=> 13 Mrd. EUR x 0.20 = 2,6 Mrd. EUR entgangene Steuereinnahmen für Deutschland
3. Entgangene Rentenversicherungsbeiträge
Unter demselben Gesichtspunkt wie bei den entgangenen Steuereinnahmen für Deutschland, muss man die Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung betrachten. Auch hier hat ChatGPT eher konservativ gerechnet:
- Beitragssatz: 18,6 %
=> 13 Mrd. EUR x 0.186 = 2,42 Mrd. EUR entgangene Rentenversicherungsbeiträge
4. Entgangene Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung
Natürlich entgehen Deutschland auch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung durch die geringere Erwerbstätigkeit von Witwen aufgrund der Hinzuverdienstgrenze:
- KV: 16,3 %,
- PV: 3,4 %
- gesamt: 19,7 %
13 Mrd. EUR x 0.197 = 2,561 Mrd. EUR entgangene Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung
5. Folgekosten durch Altersarmut
Die Hinzuverdienstgrenze ist der systembedingte Weg in die Altersarmut für junge Hinterbliebene – und das kostet Deutschland richtig viel Geld!
- Grundsicherung im Alter: durchschnittlich 3.500 EUR pro Jahr
- 1 Mio. Betroffene => 3,5 Mrd. EUR
3,5 Mrd. EUR zusätzliche Kosten durch von Deutschland selbst erschaffene Altersarmut
Gesamtsumme der geschätzten Kosten der Hinzuverdienstgrenze
Bürokratie: 207 Mio. EUR
Steuern: 2,6 Mrd. EUR
Rentenversicherung: 2,42 Mrd. EUR
KV + PV: 2,561 Mrd. EUR
Altersarmut: 3,5 Mrd. EUR
=> Gesamtkosten: ca. 11,3 Mrd. EUR/Jahr
11,3 Milliarden Kosten für die Hinzuverdienstgrenze!
Immer schon war ich davon überzeugt, dass es günstiger ist, die Hinzuverdienstgrenze gänzlich abzuschaffen als sie aufrecht zu erhalten. Niemand konnte dazu Zahlen liefern, es gibt keine Studien und auch die DRV kann nicht sagen, was es sie jährlich kostet, die Arbeitsplätze zur Einkommensanrechnung bereitzustellen. Dieses Bürokratiemonster ist vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr haltbar. Liebe Politik, die Gesamtkosten der Hinzuverdienstgrenze belaufen sich auf etwa 11,3 Milliarden Euro pro Jahr. Das übersteigt die von Max Straubinger genannten Kosten von 5 Milliarden Euro um mehr als das Doppelte. Es ist Zeit, die Hinzuverdienstgrenze abzuschaffen.
Weiterführende Links
Du möchtest endlich wissen, was der Unterschied ist zwischen dem Ehegattensplitting und dem Witwensplitting? Und was hat das Rentensplitting damit zu tun?Oder wie teuer ist eigentlich die Hinzuverdienstgrenze für Deutschland? Warum du als junge Witwe oft arm trotz Arbeit bist und bleibst? Oder dass die Witwenrente gar keine Sozialleistung ist, sondern eine reine Versicherungsleistung? Und was das Leben als Witwe mit einem dreibeinigen Hund zu tun hat? Wie einfach und genial der Lifehack bei der Einkommensanrechnung ist, kannst Du hier nachlesen. Über all das habe ich bereits Beiträge geschrieben. Mehr Infos über die einzelnen Rentenarten gibt es hier.
Die beliebte Berechnungshilfe und den Unterhaltsvorschuss-Rechner findest Du unter Downloads.
Berechnungshilfe Hinterbliebenenrente als Excel-Datei
Mehr zur Anrechnung und damit du deine persönliche Einkommensanrechnung nachstellen kannst findest du hier den Link zur Excel-Liste "Berechnungshilfe Hinterbliebenenrente". Ganz ehrlich? Ich frage mich immer, wieso die Deutsche Rentenversicherung nicht eine solche Excel-Liste herausgeben kann.