Witwenrente – Was sagen Betroffene? Teil 2
Teil 2 der Reihe: Was sagen eigentlich Betroffene selbst zu den Regelungen der Hinterbliebenenrenten? Wie wird die Hinzuverdienstgrenze im wahren Leben angenommen und wie empfinden Betroffene die Versteuerung, die Beiträge zur Krankenversicherung/Pflegeversicherung und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt für die eigene Altersvorsorge? Dieser Beitrag soll einen Einblick bieten, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen wahrgenommen werden und welche Konsequenzen Betroffene daraus ziehen.

Susanne, 60 Jahre, seit 4 Jahren verwitwet, 2 erwachsene Kinder
Ich habe damals sofort meine Arbeitszeit auf 40% reduziert wegen der Hinzuverdienstgrenze. Am meisten ärgert es mich, dass meine Lebensversicherung, die ich vom AF bekomme als auch meine Aktienfonds und ETFs, die ich mir für das Alter angespart habe als Einkommen zählen und angerechnet werden!
Sabrina 44Jahre, seit 2018 Witwe, 3 Kinder (22, 20, 12), große Witwenrente
Ohne die Hinzuverdienstgrenze oder eine deutliche Erhöhung der Hinzuverdienstgrenze, könnte und würde ich als Krankenschwester, meine Stunden erhöhen. Ich könnte meine Kinder besser unterstützen und unser Leben, nach diesem schweren Verlust, sorgenfreier gestalten. Ein Eigenheim zu halten und erhalten, alleinerziehend alle Entscheidungen und Sorgen allein zu tragen, ist sehr belastend und erfordert viel Kraft.
Eine Tochter beginnt nun ihr Studium und natürlich würde ich sie gern mehr unterstützen, so wie wir es getan hätten, wenn mein Mann noch leben würde. Leider ist mir das so nicht möglich, wenn ich mehr arbeite bekomme ich eine Kürzung der Rente und auch das Finanzamt macht mir Angst. In weite Zukunft geschaut und beim Wegfall der Halbwaisenrenten , der Hinzuverdienstgrenze und dem Entfall der Steuerklasse 2 , habe ich große Sorge um meine Finanzielle Zukunft.
So wird man gezwungen, sich von einem (verstorbenen) Partner abhängig zu machen, die Kürzung der Witwenrente hinzunehmen oder sogar zu verzichten , um noch halbwegs einen selbstständigen Lebensweg mit Lebensqualität führen zu können.
Wenn ich andere Erfahrungen höre, bekomme ich echt Angst, gerade auch vorm Finanzamt und den Vorauszahlungen , wenn die Kinder groß sind. Mehr arbeiten und dann bleibt nicht mehr übrig, ist schon beängstigend. Als ob man nicht schon genug bestraft ist .
Katja, heute 56 Jahre alt, mit 39 völlig unerwartet verwitwet
Meine Kinder waren 11 und 13 Jahre alt. Mein Mann, Akademiker mit 2 Studiengängen 🙈, zT. Selbständig, der Albtraum für die deutsche Rente. Dann aber Gottseidank 10 Jahre in der Schweiz angestellt. Unsere/meine Rettung bis heute. Ich arbeitete damals zunächst noch selbstständig, bin dann aber zur Sicherung der Situation in 50% Anstellung in ein Unternehmen hier am Ort, damit ich nah bei den Kindern war. Die Hinzuverdienstgrenze beachte ich gar nicht, da hätte ich zu wenig bekommen. Ich habe dann immer aufgestockt, erst 75%, dann 100% und mit dem Studium der Kinder noch einen Minijob.
Persönlich sehe ich es als meine Botschaft: Wir 3 leben und müssen es nun wuppen, daraus ziehe ich Kraft und Energie, aber das schafft ganz sicher nicht jede Witwe/jeder Witwer. Die Rente aus der Schweiz war seit all den Jahren unser Backup und finanziert zB. das Haus. Einfach und unkompliziert, aber darauf ruhe ich mich nicht aus, sondern es motiviert mich, meinen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten.
Heike, 52 Jahre jung, seit 2 Jahren verwitwet, in Vollzeit beim Finanzamt tätig
Aufgrund der geltenden Hinzuverdienstgrenze fallen die Abzüge bei der Hinterbliebenenrente jedoch so hoch aus, dass sich eine Vollzeittätigkeit für mich wirtschaftlich nicht lohnt. Zusätzlich hätte ich dadurch langfristig erhebliche Einschränkungen in meiner eigenen Altersversorgung, was für mich keine tragfähige Perspektive darstellt.
Astrid, mit 4 Kindern verwitwet
Ich bin mit vier Kindern verwitwet. Die Jüngste ist erst vier Jahre alt. Ich kann allein mit vier Kindern generell nicht viel arbeiten und somit auch kaum eigene Rentenansprüche sammeln. Da ich ohnehin lange in Elternzeit war, habe ich generell kaum eigene Rentenansprüche.
Christine, 44 Jahre, verwitwet mit 2 Kindern
Mir wurde durch den Rentenberater sogar empfohlen, meine Arbeitszeit nicht aufzustocken, da unterm Strich von der Mehrarbeit nach den ganzen Abzügen mit Steuer und Sozialversicherung nicht viel mehr rauskommen würde, als wenn ich Teilzeit weiter arbeite und die Witwenrente mit minimalen Abzügen erhalte. Es ist sehr schade, dass wenn man arbeiten möchte, dafür bestraft wird. Mein Arbeitgeber wäre froh, ich würde aufstocken. Wir haben Fachkräftemangel und suchen händeringend nach Arbeitskräften.
Anita, wurde schwanger mit 40 Jahren zur Witwe
Ich erhalte Erziehungsrente die mit dem 18. Geburtstag meines Kindes ausläuft, dann bin ich 59 Jahre. Bis dahin kann ich kaum Punkte für meine eigene Altersrente erwirtschaften. Bei jeder Lohnerhöhung reduziere ich Stunden, könnte aber von Arbeitgeberseite jederzeit Vollzeit arbeiten.
Du hast dazu auch etwas zu sagen?
Melde Dich gerne mit Deinem Statement bei mir per E-Mail: info@verwitwet-alleinerziehend.de Ich werde aus diesem Beitrag eine ganze Reihe machen, denn unsere Meinungen müssen endlich gehört werden!
Berechnungshilfe HinterbliebenenRente als Excel-Datei
Hier nochmals der Link zur Excel-Liste „Berechnungshilfe Hinterbliebenenrente“. Ganz ehrlich? Ich frage mich immer, wieso die Deutsche Rentenversicherung nicht eine solche Excel-Liste herausgeben kann.
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