Witwenrente – Was sagen Betroffene? Teil 6
Die Serie geht weiter – so viele Betroffene wollen sich endlich äußern! Was sagen eigentlich Betroffene selbst zu den Regelungen der Hinterbliebenenrenten? Wie wird die Hinzuverdienstgrenze im wahren Leben angenommen und wie empfinden Betroffene die Versteuerung, die Beiträge zur Krankenversicherung/Pflegeversicherung und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt für die eigene Altersvorsorge? Dieser Beitrag soll einen Einblick bieten, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Witwenrente wahrgenommen werden und welche Konsequenzen Betroffene daraus ziehen.

Dennis, Alter unbekannt
Bernadette (56), 2 erwachsene Kinder, seit 2021 Witwe
Ich bin Vollzeit Berufstätig und bekomme daher nur Mindestbehalt meiner Hinterbliebenen Versorgung vom Bund. Mein Mann war Berufssoldat.
Christine (56), 2 Kinder in Ausbildung
Ich bin zwar schon 56 Jahre alt, habe aber trotzdem noch zwei Kinder in der Ausbildung und würde eigentlich gerne neben der Witwenrente Vollzeit arbeiten gehen! Aber irgendwie lohnt es sich nicht mehr als ein Teilzeitjob zu machen! Ich habe vielleicht mit dem Vollzeitjob 200€ mehr, aber andererseits auch keine Zeit mehr, mich um meinen Haushalt und den Garten zu kümmern.
Paula, seit 2013 Witwe, hat gleich ganz gekündigt!
Bin seit 2013 Witwe und hab meinen Job gekündigt – die Steuernachzahlung ist mir zu hoch. Die Hinzuverdienstgrenze zu wenig! Seit 2021 bin ich Bereitschaftspflegemutter. Das Erziehungsgeld vom Jugendamt wird nicht zu Witwenrente und Steuer angerechnet! Nein, ein schlechtes Gewissen habe ich nicht – weil ich das Geld für mich behalten darf, ich gehe auch noch am Wochenende auf 538€ bei einem MS Patient arbeiten.
Gabriele (65), 1 Tochter
Ich bin Gabriele (65) und seit 2017 Witwe. Oft wird mir gesagt, dass ich selbst schuld bin, dass meine Rente so niedrig ausfallen wird. Ich versuche mal zu erklären, weshalb ich nur Teilzeit gearbeitet habe und nun auf die Hinterbliebenenrente angewiesen bin:
Wir waren damals froh einen Halbtagskindergartenplatz zu haben, während mein Mann mit täglich wechselnder Arbeitszeit im Schichtdienst, 7 Tage die Woche, jede Woche ein anderer Tag frei, alle 4 Wochen ein freies Wochenende hatte, ging ich Teilzeit arbeiten. So konnten wir unserer Tochter trotzdem ein geregeltes Familienleben bieten. Später haben ein es bei der Teilzeit belassen, denn wäre ich Vollzeit gegangen, hätten wir uns viel zu oft nur die Tür in die Hand gegeben (Anmerkung: Beziehungspflege auf Kosten der Mütter, siehe Buchempfehlung). Durch meine Teilzeit habe ich meinen Mann bei seiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst unterstützt, wir haben einige Ehen seiner Kollegen am Schichtdienst zerbrechen sehen, diesen Fehler wollten wir keinesfalls machen. Ja, und dann kam der Tag an dem Er gegangen ist und ich stand da mit meinem Teilzeitjob und einer gekürzten Witwenrente. Gerne hätte ich danach meine Stunden erhöht aber mit dieser Hinzuverdienstgrenze macht das keinen Sinn, ich zahle schon jetzt soviel Steuern, dass es mein Bekanntenkreis nicht glaubt und mir immer wieder sagt ich müsste wohl den Verdienst eines Generaldirektors haben. Als Witwe hast du keine Chance noch etwas beiseite zu legen. Eines zum Schluss, viele von uns haben ihre Partner in ihrer Arbeit dadurch unterstützt, dass sie nur Teilzeit gearbeitet haben und wir sollten wenigstens Anspruch auf die komplette Hinterbliebenenrente haben, wir haben, unsere Männer und auch wir, dafür Leistung gebracht und bezahlt.
Claudia (47), seit 8 Jahren Witwe, 2 Kinder
Ich bin Claudia, 47 Jahre alt und bin seit fast 8 Jahren Witwe und bekomme die große Witwenrente. Meine Kinder sind mittlerweile 16 und 19 Jahre alt und gerne würde ich sie finanziell noch viel mehr unterstützen. Ich bin beim Land Niedersachsen im öffentlichen Dienst als Teilzeitkraft tätig. Ich würde so gerne mehr arbeiten gehen, wenn ich aber sehe, was ich jedes Jahr an Steuern wieder zurückzahlen muss, ist dieses gerade nicht motivierend. Wenn ich das meiner Familie und Freunde erzähle, sind sie erschrocken, denn niemand weiss ausser wir selbst, wie hoch die Abgaben jedes Jahr an das Finanzamt sind. Schade, dass einem so viele Steine als noch vorhandene Familie in den Weg gelegt werden.
Barbara, seit 1997 verwitwet, 2 Kinder
Ich bin Barbara, seit 1997 verwitwet, 2 Kinder großgezogen. Ich habe immer gearbeitet und auch Stunden reduziert, meine altes Rente, trozdem von Hinzuverdienstgrenze betroffen!! Steuer von beide Renten /nicht viel / aber immer nachbezahlen.
Daniela (59), seit 2017 verwitwet
Es ist und bleibt eine menschliche Zumutung, dass man als Teilzeitkraft, 16 Std., wohnenden auch noch in München, viel Steuern zahlen muss, weil die Witwenrente im Steuergesetz wie ein zusätzlicher Job betrachtet wird. Sogar meine Steuerberaterin sagt, dass das für Witwen mit den vielen Anzügen, ein Witz ist. Wenn ich nicht Witwe wäre, wären die Abzüge normaler.
Und dann noch das Thema Fachkräftemangel, da kann ich nur noch lachen, wenn die Witwen finanziell besser behandelt werden würden, wären viele Witwen noch mehr Stunden arbeiten. Denn es gibt genügend Menschen hier in Deutschland , die Arbeiten würden, weil sie müssen und wollen. Aber anscheinend rentieren sich die Kürzungen bei der Witwenrente doch noch mehr für den Staat. (Anmerkung: das Bittere ist, dass es dazu gar keine Zahlen gibt, weder von der DRV noch von der Bundesregierung)
Berechnungshilfe HinterbliebenenRente als Excel-Datei
Hier nochmals der Link zur Excel-Liste „Berechnungshilfe Hinterbliebenenrente“. Ganz ehrlich? Ich frage mich immer, wieso die Deutsche Rentenversicherung nicht eine solche Excel-Liste herausgeben kann.
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