Witwenrente – Was sagen Betroffene? Teil 8

Die Serie geht weiter – so viele Betroffene wollen sich endlich äußern! Was sagen eigentlich Betroffene selbst zu den Regelungen der Hinterbliebenenrenten? Wie wird die Hinzuverdienstgrenze im wahren Leben angenommen und wie empfinden Betroffene die Versteuerung, die Beiträge zur Krankenversicherung/Pflegeversicherung und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt für die eigene Altersvorsorge? Dieser Beitrag soll einen Einblick bieten, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Witwenrente wahrgenommen werden und welche Konsequenzen Betroffene daraus ziehen. 

Michael, 2 Kinder (15 + 18), seit Mitte 2023 Witwer

Ich arbeite in Vollzeit, ich bekomme die große Witwerrente (mit der Hälfte an Abzügen, durch meine Vollzeit) und die Kids bekommen die Waisenrente, noch. Seit dem 1.1. 25 bin ich jetzt in Steuerklasse 2, das bei mir voll reinhaut, ich zahle jetzt fast das doppelte an Steuern. Durch die drei Hinterbliebenenrenten kann/konnte ich den „Verdienstverlust“ meiner Frau bisher kompensieren… Aber das wird sich in 1-2 Jahren dann alles ändern…

Nachtrag von Katja, seit 1,5 Jahren Witwe

Ich habe auch schon bei 28 Stunden Abzüge bei der Witwenrente. Tatsächlich war mir das bis vor kurzem überhaupt nicht klar. Ohne dich und deine Arbeit, ohne die Facebook-Gruppe Gerechte HinterbliebenenRente – verwitwet leben wüsste ich das auch gar nicht. Oder ich hätte es spätestens dann geschnallt, wenn ich auf 32 Stunden erhöht hätte.

Kerstin, mit 36 Witwe geworden, 1 Sohn

Mein Name ist Kerstin. Ich bin mit 36 Jahren Witwe geworden – zwei Tage bevor unser Sohn zwei Jahre alt wurde. Seitdem erhalte ich nicht die volle Witwenrente, weil ich die Hinzuverdienstgrenze überschreite. Bei der Rentenversicherung wurde mir geraten, meine Arbeitszeit eher zu reduzieren, um die vollen Bezüge zu erhalten. Doch das entspricht weder meinem Wunsch noch meinem Selbstverständnis. Ich möchte arbeiten, für meinen Sohn sorgen und auch für meine eigene Rente einzahlen.

Trotzdem stehe ich als Alleinverdienerin mit einem Kleinkind und einem zu finanzierenden Haus vor enormen Herausforderungen. Es kann doch nicht sein, dass ich einerseits nicht mehr verdienen darf und andererseits das, was ich bekomme, zusätzlich versteuern muss. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Fachkräfte, die arbeiten wollen, werden aktiv ausgebremst.

Kerstin fordert faire Rahmenbedingungen

Ich werde trotzdem ab Juli meine Stunden erhöhen – auch wenn die Witwenrente dann weiter gekürzt wird. Ab Januar arbeite ich wieder voll, dann entfällt die Rente komplett. So will Deutschland Fachkräfte halten? Das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Ich fordere von der Politik: Schafft endlich faire Rahmenbedingungen für Hinterbliebene, die arbeiten wollen und müssen! Wer sich engagiert und Verantwortung übernimmt, darf nicht benachteiligt werden.

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Birgit (52), 2 Töchter

Ich bin Birgit (52 Jahre), seit 2014 verwitwet. Plötzlicher Herztod des Ehemannes mit 45 Jahren. 2 Töchter, 1995 und 2002 geboren. Ich bin im medizinischen Bereich tätig, immer mal wieder aufgestockt mit den Stunden, und wieder reduziert.  Würde gerne mehr arbeiten,  aber wir dann halt wieder abgezogen. Dazu kommt noch, das die Kids, als sie noch zur Schule gingen die Halbwaisenrente im Gegensatz zum Unterhalt zb bei Geschiedenen viel viel weniger war… Ich hatte damals im Vergleich mindestens 30 bis 40 % weniger. 

Da ist man schon alleine auf sich gestellt und wird immer komplett „auf links gedreht“ ständig irgendwelche Anträge ausfüllen… zum eigentlichen Trauern bleibt da kaum Zeit.

 

Jutta, 2 Kinder, damals 9 und 11 Jahre alt

Mein Ehemann ist 1998 an Darmkrebs verstorben, ich war 40 Jahre alt, unsere Kinder damals 9 und 11. Ich habe am Anfang nur Teilzeit gearbeitet, später dann jedoch Vollzeit, um zum einen für meine eigene Rente vorzusorgen und zum anderen die Darlehensraten für unser Haus abzahlen zu können, das wir 1995 gekauft hatten. Ich wollte meinen Kindern nicht auch noch ihr Zuhause nehmen…
Weil ich dann „zu viel“ verdient habe, wurde meine Witwenrente um ca. die Hälfte gekürzt.

Jetzt bin ich seit 2 Jahren selbst in Rente und meine Witwenrente wird wieder gekürzt, weil ich mit meiner eigenen Rente über dem viel zu niedrigen Freibetrag liege! Es ist einfach ungerecht.

Andrea (56), seit 5 Jahren verwitwet, 1 Tochter

Mein Mann war zum Zeitpunkt seines Todes bereits Rentner. Meine Tochter wird in ein paar Tagen 25 Jahre alt, damit komme ich automatisch in Steuerklasse 1. Ich arbeite 35 Wochenstunden im Krankenhaus. Schon jetzt muss ich fast 500 Euro im Vierteljahr an das Finanzamt vorauszahlen. Jede noch so kleine Gehaltserhöhung lässt die Witwenrente schmelzen. Es ist eine versteckte Doppelbesteuerung, die einfach nur ungerecht ist und der man ausgeliefert ist.

Beate (55) seit 2019 verwitwet, Kinder erwachsen

Ich empfinde die Hinzuverdienstgrenze als Katastrophe. 1995 habe ich meinen inzwischen verstorbenen Mann geheiratet. Wir haben unser Leben und die Altersvorsorge „geplant“. Nun, nach seinem Tod, fällt mir das auf die Füße, da ALLES angerechnet wird auf die Witwenrente… Wozu gibt es die Institution der Ehe denn noch?? 

Wir haben gemeinsam Kinder erzogen. Ich blieb gern zu Hause, und arbeitete dann in Teilzeit weiter. Jetzt hab ich es schwer deswegen. Die Ehe ist doch auch Absicherung, dachte ich. Es wird so getan, als könne man mal eben nach dem Tod des Lebenspartners einen Schalter umlegen und nach einem anderen Fahrplan gemütlich weiterfahren.. Das geht aber nicht, da man sein Leben und die damit verbundenen Verpflichtungen (Haus, Studium der Kinder, usw.) GEMEINSAM geplant hatte. Außerdem gibt es den Schock, die Trauer und soooooviel Bürokratiemist… Das findet keine Berücksichtigung.

Ich bin Krankenschwester und arbeite 24 h/ Woche. Dafür wird meine Witwenrente halbiert. Würde ich mehr arbeiten (was ich gern täte) würde noch mehr abgezogen, so, dass ich mit Vollzeitstelle unwesentlich!!! mehr Verdienst hätte. Ich möchte gerne im Portemonnaie merken, wofür ich mir diesen stressigen Job antue.

Berechnungshilfe HinterbliebenenRente als Excel-Datei

Hier nochmals der Link zur Excel-Liste „Berechnungshilfe Hinterbliebenenrente“.  Ganz ehrlich? Ich frage mich immer, wieso die Deutsche Rentenversicherung nicht eine solche Excel-Liste herausgeben kann.

 

In der Facebook-Gruppe Gerechte HinterbliebenenRente findest Du Hilfe und Gleichgesinnte:

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